Bürgergespräch mit Landrat Udo Witschas am 06.11.2025 in Großharthau (Region Bischofswerda) – eine Zusammenfassung
Beim Bürgergespräch „Auf ein Wort“ von Landrat Udo Witschas am Donnerstag, den 06.11.2025 im Versammlungshaus der Feuerwehr in Großharthau wurden zahlreiche Themen besprochen, die die Einwohnerinnen und Einwohner der Region bewegten. An der Veranstaltung nahmen 21 Bürgerinnen und Bürger teil, um mit Landrat Udo Witschas, Beigeordneten sowie den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden ins Gespräch zu kommen.
Das waren die Themen
Verbesserungsbedarf bei der Werbung
Zu Beginn des Gesprächs äußerte sich ein Bürger, dass in der Gemeinde wenig über das Bürgergespräch mit dem Landrat Udo Witschas informiert wurde und viele Einwohner nicht wussten, dass es stattfindet. Der Moderator Tobias Schilling zählte die mehrfachen Hinweise über verschiedene Kanäle, wie die Gemeindemitteilungen, die Website und soziale Medien auf, die man genutzt habe. Zudem seien Presseinformationen und gedruckte Einladungen versendet worden. In Zukunft plane man einen WhatsApp-Infokanal zu ergänzen, um die Information noch besser zu verbreiten und mehr Bürger zu erreichen.
Solarenergie und Bürgerbeteiligung
Ein Bürger aus Seeligstadt fragte nach der Haltung des Landkreises zur Errichtung von Solarparks und der Bürgerbeteiligung.
Landrat Witschas erklärte, dass der Landkreis in eigenen Liegenschaften Solarprojekte fördert, aber bei der Umsetzung in den Gemeinden keine Entscheidungen trifft. Die Meinungen zu Solarprojekten seien im Landkreis unterschiedlich. In Großharthau habe es eine breite Bürgerbeteiligung gegeben, die jedoch gegen ein dort geplantes Projekt war.
Bürgermeister Jens Krauße ergänzte, dass Großharthau eine Bürgerbefragung zur Errichtung eines Solarparks durchgeführt habe. 45 Prozent der Einwohner beteiligten sich, davon sprachen sich 82 Prozent dagegen aus.
Windkraft und Energieplanung
Ein Bürger aus Großharthau sprach Bedenken bezüglich Windkraftanlagen und den Auswirkungen auf die
Umwelt und Gesundheit an.
Landrat Witschas wies auf geltendes Bundesrecht hin. Da spiele seine persönliche Meinung keine Rolle. Die Beigeordnete Dr. Romy Reinisch erläuterte, dass der Freistaat Sachsen die Ausweisung von Windkraftflächen vorantreibe. Der Freistaat werde durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und das Windenergieflächenbereitstellungsgesetz (WindBG) dazu angehalten. Ziel des Bundes ist es, den Ausbau von Windkraftanlagen voranzutreiben, um die Energiewende zu unterstützen. Die Flächen werden dann durch den regionalen Planungsverband bearbeitet und 2026 ausgewiesen. Die Pläne würden vom Planungsverband auf seiner Website veröffentlicht, wo Bürger die Möglichkeit hätten, vor der Verabschiedung Hinweise zu geben.
Bürgermeister Krauße ergänzte, dass bei einer sogenannten Potenzialfläche der Gemeinderat noch intervenieren könne, bei einer Vorrangfläche jedoch nicht mehr. Somit konnte auch die Frage eines Bürgers bejaht werden, ob ein privater Bürger eine Ackerfläche an einen Investor verkaufen könne, der diese dann für Windkraftanlagen nutzt. Wenn diese Ackerfläche in einem Vorranggebiet eingeordnet sei, könne selbst die Gemeinde nichts mehr dagegen tun.
Gewässerpflege und Hochwasserschutz
Mehrere Bürger äußerten ihre Sorgen über die Verlandung der Gruna und die daraus entstehende Hochwassergefahr. Ein Bürger berichtete, dass das Gewässer regelmäßig übertrete und sein Grundstück überschwemme. Bürgermeister Krauße erklärte, dass die Gemeinde bereits im Kontakt mit der unteren Wasserbehörde sei und an einer Lösung arbeite, um die Situation zu verbessern.
Landrat Witschas bestätigte, dass der Hochwasserschutz an erster Stelle stehe und dass sich der Naturschutz in solchen Fällen unterordnen müsse, wenn es um den Schutz der Bevölkerung gehe. Weitere Maßnahmen werden gemeinsam mit der unteren Wasserbehörde geprüft.
Feuerwehrförderung und Haushaltsmittel
Ein Vertreter des Kreisfeuerwehrverbandes äußerte Besorgnis über die Unsicherheit bei der Förderung von Feuerwehrprojekten und die verspätete Auszahlung der Fördermittel.
Landrat Witschas erklärte, dass die Verzögerungen auf die späte Verabschiedung des Haushalts durch den Freistaat Sachsen zurückzuführen seien. Dieser späte Beschluss habe dazu geführt, dass die für die Projekte vorgesehenen Mittel erst verspätet freigegeben werden konnten.
Beigeordnete Reinisch ergänzte, dass die Fördermittel nur nach Abstimmung mit den Kommunen freigegeben werden, was in diesem Jahr aufgrund der späten Haushaltsverabschiedung besonders problematisch gewesen sei. Diese Abstimmungsprozesse hätten zu zusätzlichen Verzögerungen geführt.
Die anwesenden Bürger nahmen die Erklärung zur Kenntnis. Dennoch wurde die Notwendigkeit einer schnelleren und verlässlicheren Fördermittelbereitstellung für Feuerwehrprojekte betont, um den reibungslosen Ablauf der Sicherheitsmaßnahmen im Landkreis zu gewährleisten.
Flüchtlingsunterbringung und Versorgungsfragen
Eine Bürgerin aus Großharthau fragte nach den Plänen zur Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen im Landkreis.
Landrat Witschas erklärte, dass der Landkreis verpflichtet sei, Asylbewerber aufzunehmen und vorübergehend zu versorgen. Aufgrund des steigenden Zuzugs von Flüchtlingen werde der Landkreis jedoch verstärkt darauf achten, diese schnellstmöglich ins Bürgergeld-System zu überführen, damit sie selbstständig Wohnungen suchen und ihre Versorgung eigenverantwortlich regeln können.
Die Unterbringung der Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften wird jedoch weiterhin notwendig sein, bis der Übergang zur Selbstversorgung erfolgt, um sicherzustellen, dass keine Versorgungslücken entstehen.
Bürgermeister Krauße fragte nach den Auswirkungen auf die lokale Infrastruktur und die Gemeinde. Landrat Witschas antwortete, dass dies zu weiteren Herausforderungen führen könnte, aber die Kommune weiterhin Verantwortung tragen müsse.
Der Landkreis setzt sich aktiv dafür ein, geflüchtete Menschen durch Arbeits- und Integrationsmaßnahmen schnellstmöglich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Gemeinsame Anstrengungen zielen darauf ab, ihnen die Möglichkeit zu geben, in Beschäftigung zu kommen und so zur Gesellschaft beizutragen. In diesem Rahmen werden auch gemeinnützige Tätigkeiten unterstützt, um den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern.
Radwegplanung und Infrastruktur
Ein Bürger fragte nach dem Stand des geplanten Radwegs von Goldbach nach Großharthau. Bürgermeister Krauße bestätigte, dass die Planung eines Radwegs entlang des Kapellenbergs, der eine gefährliche Kurve umfasst, vorgesehen sei.
Beigeordnete Reinisch erklärte, dass für diesen Abschnitt der Radweg der Freistaat zuständig sei und es derzeit noch keine Klarheit darüber gebe, ob und wie der Ausbau fortgesetzt werde. Sie werde jedoch die entsprechenden Informationen beschaffen.
ÖPNV: Verbesserte Anbindung und einheitliche Tarife für die Region
Im Bürgergespräch wurde auch der ÖPNV angesprochen. Landrat Witschas und die Bürgermeister der Region diskutierten die Herausforderungen des Verkehrs und den Tarifverbund. Es wurde betont, dass die Region in den nächsten Jahren enger zusammenarbeiten müsse, um den ÖPNV zu verbessern. Geplant sei, den Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz (ZVVO) ab Januar 2026 zu vereinheitlichen, um die Tarifgrenzen zu überwinden und einheitliche Tarife zu schaffen, sodass Pendler und Reisende ohne Tarifzonenwechsel von Weißwasser bis Zinnwald fahren können. Ziel ist eine bessere Anbindung und größere Mobilität in der Region. Außerdem muss die Verschmelzung der GmbHs schnellstmöglich umgesetzt werden, um als ein einheitlicher Anbieter zu agieren und den ÖPNV zu verbessern. Ebenfalls thematisiert wurde die künftige Schulbusanbindung an die neue Oberschule in Arnsdorf.
Vereine und ehrenamtliches Engagement
Im Bürgergespräch hob ein Bürger die Bedeutung von Vereinen und ehrenamtlichem Engagement hervor. Landrat Witschas berichtete von der erfolgreichen Integration von vietnamesischen Arbeitskräften in Großharthau, die er erst kürzlich angetragen bekommen hatte. Er betonte, dass die Integration von Migranten nicht nur kulturelle Bereicherung, sondern auch wirtschaftliche Chancen für die Region bietet. Dies zeigt, wie ehrenamtliches Engagement und wirtschaftliche Integration Hand in Hand gehen können und der Region zugutekommen. Dies ist ein Beispiel für die Chancen, die sich aus der Zusammenarbeit mit Migranten und Asylbewerbern ergeben, sowohl im sozialen als auch im wirtschaftlichen Bereich.
Informationen des Landkreises:
Der Erste Beigeordnet Jörg Szewczyk informierte über die digitalen Verwaltungsangebote des Landkreises, insbesondere i-Kfz und die Online-Abwicklung von Führerscheinangelegenheiten, die den Bürgern eine einfachere und schnellere Erledigung ihrer Anliegen ermöglichen.
Zudem wies Landrat Witschas auf das digitale Bürgersystem LISA hin, das in Wilthen und Radeberg die Nutzung von kommunalen Dienstleistungen weiter vereinfacht und somit das Landratsamt näher an die Bürger heranbringt. Weitere Informationen unter www.landkreis-bautzen.de/lisa.
Positive Rückmeldung einer Bürgerin
Zum Abschluss des Bürgergesprächs lobte eine Bürgerin das Format und hob hervor, wie gut sowohl der Landrat als auch die Bürgermeister vor Ort die Themen erklärten und auf die Anliegen der Bürger eingingen. Sie fand es besonders wertvoll, dass alle Fragen verständlich und detailliert beantwortet wurden.
Landrat Witschas und die Bürgermeister nahmen dieses Lob dankend an und betonten, dass diese Bürgergespräche auch weiterhin ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit bleiben sollen, um den direkten Kontakt mit den Einwohnern zu pflegen und ihre Anliegen aktiv zu berücksichtigen.
Fazit und Ausblick
Zum Ende des Bürgergesprächs dankte Landrat Udo Witschas den Anwesenden für das große Interesse und die engagierten Wortbeiträge. „Nicht alles können wir sofort lösen, aber wir nehmen die Anliegen ernst und bleiben an den Themen dran.“
Die Bürgergespräche mit Landrat Udo Witschas werden auch im nächsten Jahr 2026 fortgeführt. Datum und Ort werden noch bekannt gegeben.