
Bürgergespräch mit Landrat Udo Witschas am 14.08.2025 in Königswartha (Region Heide und Teiche) – eine Zusammenfassung

Beim Bürgergespräch „Auf ein Wort“ am Donnerstag, den 14.08.2025 im Jugend- und Vereinshaus Königswartha wurden zahlreiche Themen besprochen, die die Einwohne-rinnen und Einwohner der Region bewegten. An der Veranstaltung nahmen etwa 20 Bürgerinnen und Bürger teil, um mit Landrat Udo Witschas, Beigeordneten sowie den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden ins Gespräch zu kommen.
Das waren die Themen
Gemeindefusionen und kommunale Zukunft
Ein Bürger aus Zescha sprach die finanzielle Lage der Gemeinde Neschwitz an. Sein Vorschlag: Bei einer möglichen Gemeindefusion sollten die Bürger der Ortsteile selbst entscheiden dürfen, zu welcher Gemeinde sie künftig gehören möchten – beispiels-weise per Bürgerentscheid.
Landrat Witschas bestätigte, dass ein solcher Bürgerentscheid grundsätzlich möglich sei. Er verwies auf seine Erfahrungen aus der Fusion von Lohsa mit Großsärchen und Koblenz, die trotz hoher Verschuldung dieser Ortsteile zu einer besseren finanziellen Aufstellung geführt habe. Wichtig sei, solche Prozesse individuell zu bewerten und die Kommunen untereinander abstimmen zu lassen.
Auch der Neschwitzer Bürgermeister Gerd Schuster sah den Vorschlag als überlegenswert an. Angesichts wachsender Aufgaben und Investitionen würden kleinere Gemeinden zunehmend an ihre Grenzen stoßen. Erste Schritte, wie die Zusammenlegung des Standesamts oder die Verwaltungsgemeinschaft mit Puschwitz, seien bereits erfolgt.
Königswarthas Bürgermeister Swen Nowotny wies auf die bereits gute Zusammenarbeit hin, äußerte aber Bedenken wegen der großen räumlichen Ausdehnung im Falle einer Fusion. Langfristig sei der Gedanke richtig, kurzfristig müssten aber Verwaltungsstrukturen angepasst werden, ohne ländliche Ortsteile zu verlieren.
Bushaltestelle und Glascontainer in Lieske
Gleich zwei Anliegen hatte ein Bürger und Ortschaftsrat aus Lieske. Seit fünf Jahren bemühe er sich um eine Sanierung der Bushaltestelle im Ort. Außerdem habe er einen Standortvorschlag für Glascontainer unterbreitet und dazu bereits Unterschriften ge-sammelt.
Matthias Seidel, Bürgermeister von Malschwitz, bestätigte, dass die Fläche für die Container grundsätzlich geeignet sei, die Straßenmeisterei jedoch bisher blockiere. Die Fläche müsse zunächst saniert werden. Bei der Bushaltestelle betonte er, dass sich das Bushaus in gutem Zustand befinde und deshalb weit hinten in der Prioritätenliste stehe.
Landrat Witschas schlug vor, das Glascontainer-Thema vor Ort mit dem Unternehmen anzusehen und verwies hinsichtlich der Bushaltestelle auf die kommunale Zuständigkeit. Ziel sei eine pragmatische Lösung im Sinne der Bürger.
Zustand der Commerauer Teiche
Mehrere Einwohner aus Commerau, die auch eine Interessensgemeinschaft vertreten, äußerten große Sorge über den Zustand der Commerauer Teiche. Trotz Regenfällen bleibe das Gebiet trocken, der Wasserstand sei stark gesunken. Die Grüne Liga als Flächeneigentümerin verweigere den Dialog, die Pflege verkomme, seltene Arten gingen verloren.
Landrat Witschas lobte das Engagement der Bürger. Sollte das Gebiet nicht öffentlich gewidmet sein, seien die Handlungsmöglichkeiten begrenzt. Dennoch wolle man erneut das Gespräch mit der Grünen Liga suchen.
Auch Bürgermeister Gerd Schuster bestätigte die Gesprächsverweigerung der Grünen Liga. Er forderte, politisch zu klären, warum bürgerschaftliches Engagement in solchen Fällen ignoriert werde.
Straßenzustand und Radweg in Oppitz
Über den schlechten Zustand mehrerer Straßen beklagte sich ein Anwohner aus Oppitz. Konkret ging es um die Straße zwischen Oppitz, Hermsdorf und Steinitz. Er nutze die Strecke täglich mit landwirtschaftlicher Technik. Auch die Sicherheit von Schulkindern auf der Staatsstraße Richtung Königswartha bereite ihm Sorgen – er sei sogar bereit, private Flächen für den Bau eines Radwegs zur Verfügung zu stellen.
Landrat Witschas erklärte, dass für den Abschnitt Steinitz eine Planung ab 2026 vorgesehen sei, sofern Fördermittel bereitstehen. Baubeginn könne frühestens 2027 sein. Die Staatsstraße unterliege der Verantwortung des Freistaats – hier solle ein Gesprächstermin mit dem LASuV vorbereitet werden.
Bürgermeister Swen Nowotny ergänzte, dass die Straße trotz jahrelanger Bemühungen in der Priorisierung des Freistaats zu niedrig eingestuft sei, um einen Radweg zu recht-fertigen.
Facharztversorgung und Pflegekräfte
Eine Königswarthaerin thematisierte den Mangel an Fachärzten und die damit verbundene Unsicherheit für Bürger jedes Alters. Sie sprach sich gegen einen Wettbewerb zwischen den Kliniken in Hoyerswerda und Bautzen aus – entscheidend sei die Sicherung der Versorgung, erklärte die Krankenschwester.
Landrat Witschas verwies auf die Zuständigkeit der Kassenärztlichen Vereinigung. Der Landkreis könne in den Oberlausitz Kliniken als Anteilseigner mitsteuern, aber keine eigenen niedergelassenen Ärzte ansiedeln. Der geplante Besuch zur Eröffnung der neuen Pflegeschule am Klinikum in Hoyerswerda sei ein wichtiges Signal für die Fachkräftesicherung.
Der Erster Beigeordneter Jörg Szewczyk informierte über den Weiterbildungsverbund zur Fachkräftegewinnung. Landrat Witschas ergänzte, dass auch Kooperationen mit China bestünden, um Pflegekräfte zu gewinnen. Deutschkenntnisse und europäische Standards seien Voraussetzung. „Da arbeiten wir dran und ich hoffe, dass es mit diesem Projekt schnell vorangeht, denn wir benötigen dringend Pflegekräfte.“
Verwilderte Flächen und fehlende Pflege
Ein Einwohner aus Brehmen beklagte brachliegende, stark verwilderte Flächen, auf denen sich Unkraut ausbreite und die Jagd für Greifvögel unmöglich mache. Die Zuständigkeiten zwischen Gemeinde, Biosphärenreservat und Eigentümern führten dazu, dass nichts passiere.
Landrat Witschas zeigte Verständnis, verwies aber auf die begrenzten Einflussmöglichkeiten. Sollte sich durch die Selbstbegrünung eine Verschlechterung der Naturschutzlage ergeben, müsse geprüft werden, ob Handlungsbedarf bestehe. Er wolle mit dem Biosphärenreservat sprechen, mache jedoch keine falschen Hoffnungen.
Ein anderer Bürger ergänzte, dass der Verpflichtungszeitraum für die Flächen 2027 auslaufe – danach sei eine Rückführung in Ackerland denkbar.
Kitakosten und Schulbauförderung
Ein Gemeinderat und Bürger aus Königswartha, kritisierte steigende Elternbeiträge in der Kita bei gleichzeitig sinkenden Kinderzahlen. Zudem sei der Förderantrag für die Grundschule bereits dreimal abgelehnt worden – ohne Sanierung seien langfristige Energieeinsparungen nicht möglich.
Landrat Witschas betonte, dass der Landkreis in diesen Fragen kaum Handlungsspiel-raum habe – sowohl Kitazuschüsse als auch Schulbauförderung seien Aufgaben des Freistaats.
Der Erster Beigeordnete Jörg Szewczyk erklärte, dass der Investitionsstau auf allen Ebenen zunehme. Viele Standards könnten nicht mehr gehalten werden. Die verfügbaren Mittel reichten nur noch für angefangene Projekte – die Priorisierung des Freistaats bestimme das Tempo.
Fazit
Zum Ende des Bürgergesprächs dankte Landrat Udo Witschas den Anwesenden für das große Interesse und die engagierten Wortbeiträge. „Nicht alles können wir sofort lösen, aber wir nehmen die Anliegen ernst und bleiben an den Themen dran.“