
Bürgergespräch mit Landrat Udo Witschas am 24.04.2025 in Elstra (Region Kamenz) – eine Zusammenfassung
Beim Bürgergespräch „Auf ein Wort“ von Landrat Udo Witschas am Donnerstag, 24. April 2025, in der Aula der Oberschule Elstra gab es viele Themen, die die Bürgerinnen und Bürger der Region Kamenz bewegten. Die Veranstaltung richtete sich an die Einwohnerinnen und Einwohner von Elstra, Haselbachtal, Kamenz, Königsbrück, Laußnitz, Neukirch, Oßling und Schwepnitz. Es nutzten acht Besucher die Gelegenheit, mit Landrat Udo Witschas, seinen Beigeordneten und den Bürgermeistern ins Gespräch zu kommen.
Das waren die Themen
Straßenbau und Infrastruktur
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Der Ortsvorsteher aus Döbra berichtete von den wiederholten Verzögerungen beim Straßenbau und forderte eine zügigere Umsetzung der Projekte, insbesondere den Ausbau der Kreisstraße zwischen Milstrich und Döbra. Landrat Witschas betonte, dass der Landkreis in Abstimmung mit den Städten und Gemeinden die Prioritätenliste erstellt. Ein konkreter Baubeginn für 2025 wurde jedoch nicht zugesichert. Dennoch wird das Thema weiterverfolgt, und die Bürger können mit regelmäßigen Informationen zu Fortschritten rechnen.
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Ein Bürger aus Elstra fragte nach geplanten Entlastungen des Pendlerverkehrs auf der A4. Wann komme der Ausbau der A4? Außerdem berichtetet er, dass die Pendlerparkplätze an der A4 nicht ausreichen würden, auch weil sie oft von LKW blockiert würden. Landrat Witschas erläuterte detailliert die Verhandlungen und die bereits ins Auge gefassten Lösungen mit dem Bund und die Notwendigkeit, auch mit den Nachbarlandkreisen zusammenzuarbeiten. Witschas versprach, das Thema weiterhin aktiv zu verfolgen und dabei die Anliegen der Bürger in den Dialog mit dem Bund einzubringen. In Bezug auf Pendlerparkplätze seien Mittel im Haushalt eingestellt. Den genauen Sachstand erhält der Bürger schriftlich.
Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)
- Das Thema ÖPNV wurde mehrfach angesprochen, zum Teil wegen fehlenden Angebotes, teils wegen nahezu leer fahrenden Bussen. Landrat Witschas hob hervor, dass der Landkreis 2019 ein neues Buskonzept auf den Weg gebracht habe, dass statt 10 nun 13 Fahrplankilometer beinhalte. Die Kosten hätten sich seither von 10 auf 23 Millionen Euro pro Jahr mehr als verdoppelt. Er betonte jedoch, dass eine Rund-um-die-Uhr-Bereitstellung von Bussen in ländlichen Regionen nicht zielführend sei, auch in Hinblick auf die besonderen finanziellen Herausforderungen des Landkreises. Der Landkreis prüft regelmäßig, wie das Angebot bedarfsgerecht weiterentwickelt werden kann, um den Anforderungen der Bürger gerecht zu werden. Auch wolle man mit Blick auf eine effizientere Struktur die Verkehrsverbünde VVO und ZVON zusammenlegen. Schwierig sei, dass der Freistaat plane, künftig die Bundes-Zuschüsse für den ÖPNV nur zu einem geringeren Anteil an die Landkreise weiterzuleiten. Dagegen hätten sich die Landräte ausgesprochen. Bleibe es dabei, müsse man das Angebot reduzieren.
Ehrenamt und Bibliothek
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Auch die Neuorganisation der Kreisergänzungsbibliothek wurde thematisiert. Ein Teilnehmer warnte davor, diese einzustellen. Das Angebot sei für viele kleinere Gemeindebibliotheken sehr wichtig. Der Erste Beigeordnete Jörg Szewczyk versicherte, dass die Bibliothek nicht als unnötiges Angebot betrachtet werde. Man befasse sich derzeit bereits mit der Analyse und prüfe den Sachverhalt. Eine Denkrichtung sei die stärkere Einbindung der Hauptbibliotheken größerer Städte. Eine Entscheidung über die Zukunft der Bibliothek sei jedoch erst im zweiten Halbjahr durch den Kreistag zu erwarten. Der Landkreis werde weiterhin eine Lösung suchen, um den Bestand an neuen Büchern zu sichern und die Bibliothek zu erhalten. Dies zeigt das fortwährende Engagement des Landkreises für den Erhalt wichtiger regionaler Einrichtungen.
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Ein Teilnehmer aus Elstra sprach die Förderung des Ehrenamtes an, die sehr wichtig sei. Das Ehrenamt sei eine der tragenden Säulen des gesellschaftlichen Lebens. Landrat Witschas zeigte sich dankbar für das Engagement und wies darauf hin, dass ohne die ehrenamtliche Arbeit in der Region viele Dinge nicht möglich wären. Die Bürger wurden ausdrücklich ermutigt, weiterhin aktiv zu bleiben. Es seien zwar oft die dieselben zehn Prozent der Einwohner, die sich engagierten. Aber ohne diese Menschen würde vieles nicht laufen. Der Landkreis unterstütze das Ehrenamt etwa durch eine im sächsischen Vergleich sehr hohe Sportförderung, auch würden kleinere Veranstaltungen unterstützt, etwa durch Mittel aus der Ehrenamtspauschale.
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Eine Pulsnitzerin fragte, wann in diesem Jahr die Mittel aus der Ehrenamtspauschale beantragt werden könnten. Landrat Witschas verwies auf den noch ausstehenden sächsischen Haushalt, man müsse schauen, was da am Ende im Topf sei. Für einen Teil des Geldes werde das Antragsverfahren derzeit vorbereitet. Die Bürgerin wird informiert, wenn der Antrag zur Verfügung steht.
Wirtschaft und Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel wurde mehrfach angesprochen, insbesondere im Gesundheitswesen. Eine Teilnehmerin aus Elstra fragt, ob es künftig auch einen ambulanten Pflegedienst in Elstra geben würde, damit die Pflegedienste nicht von weit her zu ihren Pflegekunden fahren müssten. Bürgermeister Frank Wachholz berichtete von zahlreichen Bemühungen und Gesprächen mit verschiedenen Institutionen. Leider seien diese bisher nicht erfolgreich gewesen, einfach aus Gründen der Wirtschaftlichkeit. Vielleicht seien die Pläne eines neuen Allgemeinmediziners in der Stadt ein Ansatz, um noch einmal einen Anlauf zu unternehmen. Landrat Witschas erläuterte die Bemühungen des Landkreises, Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen, beispielsweise durch Kooperationen mit China, um Pflegekräfte zu rekrutieren. Der Landkreis arbeitet hier aktiv an der Förderung von Fachkräften, um den Mangel langfristig zu bekämpfen.
Weitere Themen
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Für die Region um und in Königsbrück wurde das Thema der Schaffung von Bauplätzen für Arbeitskräfte und Gewerbe angesprochen. Eine Gemeinderätin aus Laußnitz berichtete von Frustration über langwierige Verfahren und die mangelnde Entwicklung von geeigneten Bauflächen. Oft stehe den Plänen der Gemeinden der Landeentwicklungsplan oder die Regionalplanung entgegen. Landrat Witschas betonte, dass der Landkreis gemeinsam mit den Gemeinden aktiv daran arbeite, geeignete Flächen für neue Baugebiete bereitzustellen, um dem Bedarf gerecht zu werden. Vor allem in Hinsicht auf wirtschaftliche Neuansiedelungen und Erweiterungen innerhalb aber auch außerhalb des Landkreises sei dies unbedingt notwendig. Die aktuell geltende Landesentwicklungsplan sei nicht mehr zeitgemäß und müsste dringend überarbeitet werden. Das sei im Freistaat auch bekannt. Auf die Frage eines Teilnehmers, welche konkreten Ansiedlungsabsichten es gebe, auch unter dem Aspekt der TSMC-Ansiedlung, zählte Landrat Witschas zahlreiche aktuelle Projekte aus dem Kreisgebiet auf, die unabhängig von TSMC entstehen würden. Welche Firmen im TSMC-Zusammenhang konkret wohin kommen würden, sei noch nicht klar. Es stehe jedoch fest, dass große Gebiete benötigt würden. Er begrüßte die Entscheidung der Stadt Radeberg, neue Flächen zu entwickeln. Kritisch äußerte er sich zur Ablehnung eines Gewerbegebietes durch die Einwohner von Arnsdorf.
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Ebenfalls diskutiert wurde die Bevölkerungsentwicklung. Ein Teilnehmer aus Elstra, der nach Dresden pendelt, berichtete, dass bereits jetzt kaum noch Fachkräfte zu finden seien. Jeder, der einen technischen Berufsabschluss habe, könne irgendwo anfangen, egal, welche Zensur auf dem Zeugnis stehe. Mit den vorliegenden Geburtenzahlen sei diese Lücke nicht zu füllen, es brauche Zuzug. Sozialdezernenten Kristin Penther, zu ihrem Zuständigkeitsbereich zählt auch das Jugendamt, gab ihm Recht. Das Geburtenverhalten sei seit 2016 stark rückläufig, das würde sowohl die Fertilitätsraten – also das individuelle Geburtenverhalten – als auch die Geburtsziffern als Gradmesser im Schnitt pro Frau geborenen Kinder betreffen. Die Stadt Elstra sei jedoch im kreisweiten Vergleich „sehr fruchtbarer Boden“ und liege an der Spitze. Nur Crostwitz liege darüber, zitierte sie aus der aktuellen Kita-Bedarfsplanung.
- Lob und Kritik gab es von einer Teilnehmerin aus Elstra zu verschiedenen Ämtern des Landratsamtes. Sehr gut laufe des mit dem Bauverwaltungsamt. Auch der jüngst erfolgte Führerscheinumtausch habe bei ihr sehr gut geklappt, die Mitarbeiter seien sehr freundlich gewesen. In anderen Fällen, etwa der KfZ-Zulassung, seien ihr jedoch Fälle bekannt, wo man nicht sehr kundenfreundlich agiert habe. Landrat Witschas bat darum, die Fälle stets im Detail an ihn heranzutragen, um ihnen nachgehen zu können.
Fazit und Ausblick
Landrat Witschas bedankte sich bei den Anwesenden für ihre Teilnahme und das engagierte Gespräch. Es wurde betont, dass der Austausch mit den Bürgern sehr wichtig sei und die angesprochenen Themen weiterverfolgt würden. Er versicherte außerdem, dass alle Anliegen weiterhin aktiv verfolgt werden.